Interview mit Stefan Oess, Verkehrsplaner

«Es darf keinen Raum für Missverständnisse geben»

Der Verkehr auf den Schweizer Strassen nimmt zu. Eine gute Verkehrsplanung ist unabdingbar, um Stau zu vermeiden und sicher ans Ziel zu gelangen. Wir haben mit Stefan Oess, Stv. Geschäftsführer der tribus verkehrsplanung ag, über das Projekt ASTRA Bridge gesprochen.

Der Verkehr wird immer dichter. Fühlen Sie sich persönlich sicher auf den Schweizer Strassen?

Stefan Oess: Ich fühle mich meistens sicher. Die Strassen- und Signalisationsinfrastruktur in der Schweiz ist in einem sehr guten Zustand.

Die tribus verkehrsplanung AG berät Behörden bei der Erhöhung der Verkehrssicherheit. Wie muss man sich das vorstellen, was sind die Kernelemente?

Am Anfang steht stets das Bedürfnis nach mehr Sicherheit, ein regelmässiges Fehlverhalten der Verkehrsteilnehmenden oder im schlimmsten Fall gar ein vorhergegangener Unfall. Gewisse Kunden haben die Defizite bereits klar ausformuliert, andere äussern grob ihre Idealvorstellung. In beiden Fällen beraten wir die Kunden. Wir analysieren die Verkehrssituation und schälen die Sicherheitsmankos heraus. Anschliessend zeigen wir ihnen verschiedene Lösungsvarianten auf und erarbeiten konkrete Vorschläge, welche im Rahmen des politischen Prozesses der jeweiligen Behörde behandelt werden.

ASTRA Bridge, Citytrailer

Nehmen wir das Projekt ASTRA Bridge als Beispiel. Sie waren für die Planung der Verlustzeitanzeige zuständig. Wie geht man ein solches Projekt an?

Beim ersten Einsatz der ASTRA Bridge gab es eine Zunahme des Ausweichverkehrs in den umliegenden Gemeinden. Dies führte zu Unzufriedenheit. Um dieses Verhalten zu vermeiden, hatte das Planungsgremium dem Bundesamt für Strassen ASTRA in einem ersten Schritt empfohlen, die Information für die Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen. Mittels LED-Vorwarntafeln sollten die Autofahrer über die Reisezeiten auf der Autobahn resp. der Ausweichroute (Hauptstrasse) informiert werden. Dazu kam eine mobile LED-Anzeige von FRIKE zum Einsatz. Diese Information erzeugte bereits die erforderliche Wirkung, sodass auf einen weiteren, drastischen Schritt – die Ausfahrtsbewirtschaftung – verzichtet werden konnte.

Wie hat die Anzeige in Echtzeit funktioniert?

Mittels solarbetriebenen Verkehrssensoren haben wir die Verlustzeiten gemessen und diese Daten per Mobilfunknetz an eine Zentrale geschickt. Diese Zentrale hatte dann das gewünschte Bild über die integrierte Steuerung des FRIKE-Citytrailer aufgespielt. Dieser Vorgang war komplett automatisiert. Das Verkehrsmanagement des ASTRA hätte die Möglichkeit gehabt, manuell einzugreifen. Dies war aber nie notwendig.

«Die Devise ist klar: kurz und prägnant.»

Stefan Oess, tribus verkehrsplanung ag

Der FRIKE-Citytrailer informiert die Verkehrsteilnehmenden. Was sagen Sie als Experte, wie viel Text ist zu viel?

Die Devise ist klar: kurz und prägnant. Ganze Sätze können die Verkehrsteilnehmenden unter Umständen nicht lesen. Auch darf es keinen Raum für Missverständnisse geben. Sprich, am besten keine Wörter verwenden, sondern mit Icons arbeiten, um Verständnisprobleme möglichst zu vermeiden. Für das Projekt ASTRA Bridge habe ich eine erste Grafik erstellt und sie mit meinem Team diskutiert. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass diese je nach Betrachter anders interpretiert wurde. Folglich musste ich zurück auf Feld eins und gemeinsam haben wir den grafischen Inhalt soweit optimiert, dass er allgemein verständlich war.

Was waren die grössten Herausforderungen?

Die Verlustzeitenanzeige für die ASTRA Bridge war ein komplexes Projekt. Ich konnte aus Erfahrungen früherer Bauprojekte schöpfen, wie dem Erhaltungsprojekt auf der A8 im Berner Oberland. Dabei arbeitete ich ebenfalls mit FRIKE zusammen, ebenfalls mit zwei Citytrailern als Informationsanzeige. So kam schliesslich die sehr gute Zusammenarbeit zustande. Generell war es ein kurzfristiges Projekt. Von der ersten Anfrage bis zur Inbetriebnahme der Verkehrssensoren blieben uns knapp zwei Monate.

Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie schon eine Tafel versehentlich missachtet?

Nennen wir es Glück oder Berufskrankheit, aber ich kann Signalisationen kaum übersehen. Insbesondere geänderte Signalisation auf einer gewohnten Strecke leuchtet mir wahrlich entgegen.

Stefan Oess, tribus verkehrs ag

Stefan Oess ist Stv. Geschäftsführer bei der tribus verkehrsplanung AG, ein auf Strassenverkehrstechnik sowie Verkehrs- und Mobilitätsplanung spezialisiertes Ingenieurbüro. Er leitet die Abteilung «Realisation» und ist ein ausgewiesener Fachmann im Bereich der mobilen Verkehrstechnik.

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