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Presseartikel im Schaffhauser Bock
Un jeune directeur sur la voie de dépassement
Generationenwechsel bei der Hüntwanger Firma Frike: Der erst 28-jährige Tim Baur übernimmt die Geschicke seines Vaters. Sein Unternehmen, das schweizweit aktiv ist, stellt Verkehrssignalisation her – und der junge Geschäftsführer plant bereits die Expansion über die Landesgrenzen hinaus.
Kay Fehr
HÜNTWANGEN. Von Strassenbaustellen gehen für Verkehrsteilnehmer und vor allem für die Arbeiter eine besonders grosse Gefahr aus – immerhin wird meist an der Fahrbahn gebaut und damit mitten im Weg. Darum blinken bereits Hunderte Meter vor dem eigentlichen Hindernis etliche Lämpchen, um einen Spurenwechsel oder eine Strassenverengung zu signalisieren. Wenn Sie in letzter Zeit an einer solchen temporären Verkehrsführung vorbeigefahren sind, dann ist die Chance hoch, dass auch die Frike electronic AG ihre Finger mit im Spiel hatte. Das Unternehmen aus Hüntwangen stellt Verkehrstechnik und Signalisation für Strasse, Bahn und Flugverkehr her. Und in der Führungsetage findet ein grosser Umbruch statt: Geschäftsführer Peter Baur, der mittlerweile 65-jährig ist, überlässt das Feld seinem 28 Jahre alten Sohn Tim Baur. Seit dem 1. Juni führt dieser das Familienunternehmen mit zehn Mitarbeitenden.
Die Hüntwanger Firma bietet zum Beispiel ein mobiles Stauwarnsystem an. Dieses befindet sich zu jeder Zeitrund 500 Meter vor dem Stauanfang und weist Verkehrsteilnehmer auf diesen hin. Registriert das System einen zu schnellen Fahrer, ertönt ein lauter Hornstoss: Damit sollen sogenannte «Schläfer» rechtzeitig auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden. Auf diese Weise sollen schlimme Auffahrkollisionen, wie es sie am Südportal des Gotthardtunnels bereits mehrfach gab, verhindert werden. Aber auch Signalanhänger für Autobahnen, Anprallsysteme – sogenannte Road Airbags – und Ampeln mit Countdown, bis es wieder Grün wird, gehören zur Palette des Unternehmens. Abnehmer ist hierbei oft die öffentliche Hand, auch wenn die Ausführung über private Tiefbaufirmen geschieht. «Das braucht oft Nerven und Zeit», weiss Peter Baur, «für ein Projekt müssen wir im Schnitt etwa zwei Jahre einkalkulieren.»
Kantone haben Extrawünsche
Frike ist aber kein Händler, der Standardprodukte einfach weiterverkauft. Das Unternehmen hat eine eigene Abteilung für Elektronik und mechanische Entwicklung und schreibt auch die Software für seine Produkte selber. Die Stärke liege darin, diese Produkte nach Kundenwunsch zu modifizieren. Ein Beispiel seien Solarmodule, die auf Anhängern montiert werden. «Solarenergie bietet sich besonders bei temporären Anlagen an, weil auf solchen Baustellen selten massenhaft Steckdosen vorhanden sind», so Tim Baur. Die Geräte würden nicht viel Strom benötigen, dank der Panels können sie aber autark betrieben werden – der Umweltaspekt spiele hierbei keine Rolle. Interessant: Wenn Kantone solche Anhänger bestellen, dann wollen alle verschiedene Modifikationen. «Die Schaffhauser wollen zum Beispiel vier hydraulische Stützen
verbaut haben, andere wählen hier mechanische», verrät Tim Baur. Das sei auch ein Stück weit typisch für die Schweiz. Im benachbarten Deutschland sei hingegen alles genormt, da wären derartige Extrawünsche kaum zu verwirklichen. Der Bereich Strasse macht rund drei Viertel des Umsatzes aus. «Hier liegt unser Fokus, das ist ganz klar», sagt Tim Baur. Während Frike knapp 20 Prozent des Umsatzes beim Bahnverkehr erwirtschaftet, sind es im Bereich Flug etwa 5 bis 10 Prozent. Auch diese Gebiete seien essenziell für das Unternehmen, denn die Nischenmärkte würden Wachstum versprechen.
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Eher Kollegen als Vater und Sohn
Vater Peter, der die Firma 1991 gegründet hat, ist eigentlich bereits seit Januar pensioniert, er will aber dem Sohnemann weiterhin zur Seite stehen. «Herunterfahren auf 100 Prozent», nennt er das. Tim Baur arbeitet seit sechs Jahren bei Frike, kennt die Firma aber seit er denken kann. Bislang hatte er die technische Leitung inne, er hat sich bereits im letzten Jahr auf die neue Rolle vorbereitet. «Ich hätte Tim schon früher als Geschäftsführer gesehen», offenbart Peter Baur. Es sei schon länger klar gewesen, dass dieser Wechsel stattfinden werde. «Viele Firmenbesitzer wollen unbedingt, dass der eigene Nachwuchs das Ruder übernimmt. Das ist eine falsche unternehmerische Einstellung. Ich hatte das Glück, dass mein
Sohn gleichzeitig auch fähig ist, Frike zu führen.» Mit diesem habe er auch eher ein kollegiales Verhältnis als eine Vater-Sohn-Beziehung. «Ein Betrieb zu führen ist kein Honigschlecken, sondern vor allem Mehrarbeit. Ich kenne Tim schon sein ganzes Leben lang und weiss, dass er die nötige Intelligenz dazu hat und sich geschickt anstellt», so Peter Baur.
Tim Baur hat grosse Pläne mit Frike. Im Strassenbereich will er nach Österreich und Deutschland expandieren, mit Leitkegelsetzern und Warnschwellenlegern.Bei Letzteren hat das Unternehmen sogar erreicht, dass eine Norm in Deutschland angepasst wurde, weil die vorherige Lösung nicht sicher genug war. «Wir wollen in diesen Märkten Nischen
füllen», sagt der neue Geschäftsführer. Beim Bahn- und Flugverkehr strebt er sogar den globalen Markt an. «In Schwellenländern sind Warnsysteme für Schienenarbeiter oft zu teuer und werden deshalb nicht genutzt», sagt Tim Baur. «Das beeinträchtigt die Sicherheit der Bauleute. Hier wollen wir ansetzen.»